Von Mai bis Oktober 1928 fand in der Kölner Messe die „Internationale Presse-Ausstellung“, die „Pressa“, statt. Das Prestigeprojekt des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauers sollte der zunehmenden Bedeutung des Zeitungswesens und der modernen Kommunikationstechnik Rechnung tragen und Köln international bekannt machen.
Schon früh erkannte man in der kolonialrevisionistischen Bewegung die Chance, die sich mit einer Teilnahme an der Ausstellung bot. Die Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag), der 1922 gegründete Dachverband der wichtigsten kolonialen Vereinigungen, organisierte deshalb eine „Koloniale Sonderschau“ im Rahmen der Pressa. Neben den publizistischen Ausstellungsobjekten, wie koloniale Periodica, koloniale Fachpresse und Missionszeitschriften, sollten Originaltagebücher von Emin Pascha oder anderen kolonialen „Helden“ die Besucher*innen anziehen. Darüber hinaus sollte die Ausstellung „ständig mit zwei kolonialerfahrenen, in Fremdsprachen bewanderten und redegewandten Herren besetzt werden, die sich auch die Abgabe von Propagandaschriften angelegen sein müssen“. Es sollte also nicht nur dem Ausland vorgeführt werden, was das deutsche koloniale Projekt geleistet hatte; der Anspruch auf Rückgewinnung sollte den in- und ausländischen Besucher*innen nachdrücklich demonstriert werden.
Man entschied sich bei der Gestaltung der „Kolonialen Sonderschau“ für das Grundmotiv „Raum ohne Volk und Volk ohne Raum“. Dabei wurde der afrikanische Kontinent als menschenleerer Siedlungsraum für das deutsche Volk imaginiert. An prominenter Stelle brachte man ein Adenauer-Zitat an: „Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung.“ Im Vorraum zur Ausstellung sollten große Wandgemälde des bekannten Kolonialmalers Walter von Ruckteschell die Leistungen Deutschlands auf medizinischem Gebiet in den Kolonien anschaulich machen. Im Hauptraum stellten drei riesige künstliche Palmen, gelbbraune Kokosmatten auf dem Boden und Trommeln das „Afrika-Feeling“ her . Drei Büsten stellten „die großen Söhne des deutschen Volkes, die Pioniere deutscher Kultur im dunklen Afrika“ dar. Gemeint waren damit Gustav Nachtigal, Carl Peters und Hermann von Wissmann, die mit äußerster Brutalität afrikanische Gebiete für das Deutsche Reich in Besitz genommen hatten. An den Wänden fanden sich Tafeln, die die Bedeutung der ehemaligen Kolonien für die Wirtschaft veranschaulichen sollten. Die ausgestellten kolonialen Druckerzeugnisse waren schließlich in Vitrinen zu besichtigen. Wie viele Personen sich im Rahmen ihres „Pressa“-Besuchs die „Koloniale Sonderschau“ tatsächlich ansahen, ist nicht mehr zu rekonstruieren. In einem internen Bericht über die Schau wird optimistisch davon ausgegangen, dass ein Großteil der Besucher*innen an Deutschlands kolonialen Leistungen interessiert gewesen sei. Die kolonialrevisionistische Bewegung feierte sich ob des vermeintlichen Erfolges der Sonderschau in zahlreichen Artikeln in einschlägigen Zeitschriften selbst.