Hermann von Wißmann wird im Kölner Straßennamen-Lexikon u.a. als „Afrikaforscher“ bezeichnet. Die Benennung der Straße erfolgte bereits am 01.04.1888, noch zu Wißmanns Lebzeiten. Obwohl er weder in Köln geboren wurde noch gestorben ist, waren seine Biographie und das Gedenken an ihn eng mit der Stadt verbunden, und er besitzt als einzige koloniale Persönlichkeit zwei Erinnerungsorte, die nach ihm benannte Straße und seine auf dem Melatenfriedhof erhaltene Grabstätte.
Anhand von Wißmanns Biographie lässt sich erkennen, wie die Wissenschaften (wie Geographie, Naturwissenschaften und Ethnologie/Völkerkunde) Vorarbeiten für die Kolonisierung Afrikas leisteten. Im Rahmen einer sogenannten „Forschungsexpedition“ durchquerte Wissmann Afrika auf der Höhe des Äquators von West nach Ost. Außerdem zog er im Dienste König Leopolds II. durch Zentralafrika und schuf dabei die Voraussetzungen für die spätere Kolonisierung von „Belgisch-Kongo“, einem der brutalsten Kapitel der europäischen Kolonialgeschichte.
Als es 1888 massiven Widerstand der ostafrikanischen Küstenbewohner*innen gegen die Herrschaft der von Carl Peters begründeten „Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft“ über das Gebiet gab, wurde Wißmann zum Reichskommissar von „Deutsch-Ostafrika“ ernannt und mit der Niederschlagung des „Araberaufstands“ beauftragt. Der Einsatz der „Wißmanntruppe“ – kampferfahrene afrikanische Söldner (Askari) aus anderen Regionen unter dem Befehl deutscher Offiziere – zielte auf, wie es hieß, „ordonanzmäßige Devastierung“ ab: Gefangenenexekutionen, Entführungen und Vergewaltigungen von Frauen, Plünderungen und Brandschatzungen waren an der Tagesordnung. Selbst deutsche Beobachter glaubten, dass er „alles hängen will“. Widerständigen Dörfern drohte er, „sie von der Karte verschwinden [zu] lassen“. Städte, in denen sich „Aufständische“ und ihre Familien verschanzt hatten, wurden zerstört oder in Brand geschossen. Noch lange nach der Niederschlagung des Aufstandes führte diese Truppe ‚Säuberungsaktionen’ und ‚Bestrafungsaktionen’ durch.
Nach der Unterwerfung der lokalen Bevölkerung wurde Wissmann in Deutschland bejubelt, zum Major befördert und vom Kaiser geadelt. Auf den neu eingerichteten Gouverneursposten von „Deutsch-Ostafrika“ musste er jedoch vorerst verzichten, weil sein Kriegszug das zur Verfügung stehende Budget weit überzogen hatte und er in den Verdacht der Mittelveruntreuung geraten war. So konnte der ehrgeizige Wissmann, dem auch Vertreter der Regierung „Anflüge von Größenwahn“ bescheinigten, erst 1895 zum Gouverneur „Deutsch-Ostafrikas“ aufsteigen. Sein Motto lautete: „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen!”.