Togostrasse

Tangastraße

Die Stadt Tanga liegt am Indischen Ozean (Vereinigte Republik Tansania) und war von 1885 – 1918 die bevölkerungsreichste deutsche Kolonie. Weiterlesen…

In-Haus Radio · Tangastrasse – Koloniales Erbe in Köln

Die Hafenstadt Tanga liegt am Indischen Ozean in der Vereinigten Republik Tansania Zwischen 1885 und 1918 gehörte die Stadt zur größten und bevölkerungsreichsten deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika.

Mit Beginn des 1. Weltkrieges begannen auch Kampfhandlungen in den Kolonien, obwohl dies einen Bruch mit der „Kongo-Akte“ darstellte, in der Neutralität für die afrikanischen Kolonien für den Fall eines europäischen Krieges vereinbart worden war.

Am 2. November 1914 griffen die Briten die deutsche Kolonialarmee in der Nähe des Hafens von Tanga an. Der Befehlshaber der deutschen sogenannten „Schutztruppen“ war General Paul von Lettow-Vorbeck.

Obwohl Lettow-Vorbecks Truppe mit etwa 1.100 Mann einer britisch-indischen Übermacht von ungefähr 8.000 Mann gegenüberstand, gelang es ihr nach drei Tagen, die Schlacht für sich zu entscheiden. Die sogenannte „Schlacht bei Tanga“ stellte für die Briten eine schwere Niederlage dar, für die Deutschen war es ein früher Triumph.

Lettow-Vorbeck war aus der militärischen Auseinandersetzung mit den als vermeintlich „ruhmreicher Held“ Briten hervorgegangen, und diese Schlacht sollte zukünftig als Beispiel für die „Unbesiegbarkeit“ der Deutschen dienen. Dabei spielte es keine Rolle, dass der Erste Weltkrieg in den Kolonien unzählige Opfer unter der einheimischen Bevölkerung gefordert hatte. Die einheimische Bevölkerung wurde in einen Krieg hineingezwungen, der nicht der ihre war. Am Ende waren bis zu einer halben Million Menschen direkt oder indirekt Lettow-Vorbecks Kriegsführung in Deutsch-Ostafrika zum Opfer gefallen, weite Teile der Kolonie Deutsch-Ostafrika waren verwüstet.

Mit der Benennung der „Tangastraße“ wollte man 1935, im Zusammenhang mit dem kolonialrevisionistischen Engagement für die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete in Übersee, an diese aus deutscher Sicht „ruhmreiche“ Kapitel der deutschen Kolonialvergangenheit erinnern.

Von Marianne Bechhaus-Gerst

Marianne Bechhaus-Gerst ist Afrikanistik, Historikerin und Kulturwissenschaftlerin. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit der deutschen Kolonialvergangenheit, insbesondere mit der Kolonialvergangenheit Kölns und der Geschichte Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland und mit der afrikanisch-deutschen Begegnungsgeschichte. Sie ist die Initiatorin von Köln Postkolonial und hat gemeinsam mit den Studierenden eine Ausstellung zum Thema Köln und Kolonialismus im Kölnischen Stadtmuseum erarbeitet.